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Katholische Betriebsseelsorge
Diözese Rottenburg-Stuttgart
Böblingen
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Catkin auf Pixabay

Böblingen

Infoaktion vor dem Amazon-Verteilzentrum Darmsheim: Respekt für Paketzusteller*innen – und Einsatz für faire Arbeit

Infoaktion mit Blick auf Black Week und Black Friday. Im Mittelpunkt stehen Respekt und Wertschätzung für die Arbeit der Fahrerinnen sowie die klare Botschaft: faire Arbeit, transparente Bedingungen und wirksamer Arbeitsschutz dürfen nicht verhandelbar sein.

Am 18.11.2025 fand vor dem Amazon-Verteilzentrum in Darmsheim (Sindelfingen) eine Infoaktion für Paketzustellerinnen und Paketzusteller statt. Organisiert wurde sie vom DGB, von Faire Mobilität und von ver.di. Die katholische Betriebsseelsorge Böblingen unterstützte solidarisch. Anlass war die bevorstehende Black Week und der Black Friday, eine Zeit, in der Paketmenge und Arbeitsdruck spürbar steigen. Im Mittelpunkt stand deshalb die Ermutigung, gerade dann auf Arbeitsrechte, Gesundheit und sichere Arbeitsbedingungen zu achten.

Pakete kommen nicht von selbst an. Hinter jeder Zustellung stehen Kolleginnen und Kollegen, die früh losfahren, bei jedem Wetter unterwegs sind, schwere Lasten tragen, unter Zeitdruck stehen und trotzdem Tag für Tag dafür sorgen, dass der Alltag vieler Menschen funktioniert. Diese Arbeit verdient Respekt, Anerkennung und Wertschätzung. Genau deshalb braucht es klare Standards für faire Arbeit: verlässliche Arbeitszeiten, nachvollziehbare Lohnabrechnungen, Schutz vor Überlastung, echte Pausen und konsequenten Arbeitsschutz. Gute Arbeit ist kein Extra, sondern ein Anspruch.

Um niedrigschwellig ins Gespräch zu kommen, wurden Informationsflyer verteilt, es gab Kaffee für einen guten Start in den Tag und kleine Süßigkeiten als freundlichen Gesprächsanlass. Insgesamt kamen rund 100 Paketzustellerinnen und Paketzusteller aus verschiedenen Ländern ins Gespräch, unter anderem aus Italien, Rumänien, Bulgarien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Kroatien, Albanien und der Türkei. Das zeigt, wie stark die Branche von Menschen getragen wird, die oft fern der eigenen Heimat arbeiten. Umso wichtiger sind Beratung, Schutz und faire Rahmenbedingungen, die für alle gelten.

In den Begegnungen wurde deutlich, wie hoch die Belastung im Alltag ist. Mehrere Kolleginnen und Kollegen beschrieben, dass sie unter massivem Zeitdruck stehen und Entscheidungen treffen müssen, die am Ende vor allem eines sichern: irgendwie durchkommen. Einer brachte es sinngemäß auf den Punkt: Wenn überall geklingelt würde, wäre man zwei Stunden später zuhause. Andere berichteten, dass sie ihre Lohnabrechnungen zwar regelmäßig erhalten, sie aber kaum verstehen, weil dort jedes Mal etwas anderes steht. Wieder andere erzählten von häufigen Arbeitgeberwechseln und dem Eindruck, dass sich die Bedingungen über die Jahre verschlechtert hätten: mehr Pakete, mehr Tempo, mehr Befristung, mehr Unsicherheit.

Besonders dringlich ist das Thema Gesundheit und Arbeitsschutz. Schwere Pakete, eigentlich klare Vorgaben und dann die Erfahrung, dass im Alltag trotzdem alles allein bewältigt werden soll, ist eine gefährliche Mischung. Wenn etwa vermerkt ist, dass zwei Personen tragen sollen, muss das auch praktisch möglich sein. Arbeit darf nicht krank machen. Wer täglich Zustellungen leistet, hat Anspruch auf Bedingungen, die den Körper nicht verschleißen und die Sicherheit nicht dem Zeitplan opfern.

Am Ende der Aktion stand ein Wunsch, der mehr ist als ein freundlicher Abschiedsgruß: gut und sicher durch die kommenden Wochen zu kommen. Dazu gehört auch der Mut, die eigenen Rechte zu kennen, die eigene Gesundheit ernst zu nehmen und Grenzen zu setzen. Die katholische Betriebsseelsorge bleibt ansprechbar und solidarisch an der Seite der Kolleginnen und Kollegen. Faire Arbeit und gute Arbeitsbedingungen müssen gerade in Zeiten hohen Drucks sichtbar eingefordert und geschützt werden.

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