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Katholische Betriebsseelsorge
Diözese Rottenburg-Stuttgart
Croatia Gordana Gaće und Katarina Perković
Gordana Gaće und Katarina Perković arbeiten als Arbeitsrechtsexpertinnen in der kroatischen Gewerkschaft Novisindikat.
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privat

Leitung
30.4.2020

Vom (Über-)Leben, Arbeiten und gewerkschaftlichem Engagement in den Zeiten von Corona

Stimmen aus der weiten Welt. Teil 4 - Kroatien

"Wir fordern faire und würdige Arbeitsbedingungen jetzt und nach der Corona-Pandemie!“

Mit den kroatischen Gewerkschafterinnen Gordana Gaće und Katarina Perković im Gespräch.                          

Gordana Gaće und Katarina Perković arbeiten als Arbeitsrechtsexpertinnen in der kroatischen Gewerkschaft Novisindikat.

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Arbeitnehmer*innen – die Bauwirtschaft - in Kroatien?

(...)  Die Corona-Pandemie wirkt sich am stärksten auf die Beschäftigten im privaten Sektor aus (Arbeitsplatzverluste), aber die Beschäftigten im öffentlichen Sektor stehen im Kampf gegen die Corona-Pandemie an erster Stelle (insbesondere Beschäftigte des öffentlichen Gesundheitswesens), die über das Gesundheitswesen, die Sozialfürsorge und die Online-Schule/Bildung für das Wohlergehen aller Beschäftigten sorgen.

Viele Arbeitnehmer*innen haben zuletzt ihre Arbeit verloren, im Gegensatz zur Baubranche. Sie ist die einzige Branche, die auch in der Corona-Zeit durchgearbeitet hat (das lag am milden Frühling mit seinem warmen Wetter, so dass das Arbeiten im Freien nicht beeinträchtigt war). Zudem gibt es in Kroatien grundsätzlich einen Mangel an Bauarbeitern. Das liegt an der Arbeitnehmerfreizügigkeit, so dass in Kroatien ein ständiger Bedarf an Bauarbeitern besteht. In der Baubranche gab es keine Entlassungen.

Die kroatische Regierung hat Maßnahmen beschlossen, die es den Arbeitgeber ermöglichen sollen, von Kündigungen abzusehen. Dazu gehört die Auszahlung des Mindestlohns für 3 Monate; Banken wurden verpflichtet, auf Anfrage den Arbeitnehmer*innen drei Monate lang Ratenzahlungen zu stunden, und verpflichtet, über einen Zeitraum von drei Monaten keine Zwangsvollstreckungen durchzuführen ...

 

Welchen Beitrag leistet Ihr als Gewerkschaftssekretärinnen / wie unterstützt die Gewerkschaft die Beschäftigten in dieser Zeit? Was brauchen die Arbeitnehmer*innen?

Als Gewerkschafter*innen arbeiten wir die ganze Zeit ununterbrochen weiter, geben unseren Mitgliedern und Arbeiter*innen, die um Hilfe bitten, rechtlichen Beistand (via Telefon, Internet, Skype), wir bereiten rechtliche Dokumente vor, also wir tun genau das, was wir schon früher getan haben, nur von zu Hause aus. Unsere Kolleg*innen reisen in diesen schwierigen Zeiten auch quer durch das Land zur Durchführung von Tarifverhandlungen, weil viele Arbeitgeber versuchen, die in Tarifverträgen festgelegten Arbeitnehmerrechte zu beschneiden. Wir haben viele Herausforderungen. Die Gerichte sind geschlossen, so dass wir keine Anhörungen abhalten können, aber alles, was wir sonst noch tun können, tun wir in rechtlichen Angelegenheiten (Beschwerden, Berufungen, Anträge usw.).

 

Wie feiert Eure Gewerkschaft den 1. Mai - und welche Forderungen stehen dieses Jahr im Vordergrund?

In diesem Jahr werden wir den 1. Mai zum ersten Mal nicht in der Öffentlichkeit feiern können, aber wir werden uns auf Aufruf des UATUC-Gewerkschaftsbundes für einen Online-"E-Protest" auf Zoom und Facebook anschließen. Wir werden uns vor allem für würdige und faire Arbeitsbedingungen während und nach der Corona-Pandemie einsetzen.

 

Was gibt Euch ganz persönlich Hoffnung in diesen schwierigen Zeiten?

Mit Gottes Hilfe wird alles irgendwann vorübergehen, und wir werden in Zukunft ein besseres Leben vor uns haben. Menschen helfen immer anderen Menschen, und das ist unsere größte Hoffnung, die nie versiegt. Und natürlich trägt uns unser Glaube an die Wahrheit und Menschlichkeit.

Hier geht es zur englischen Originalfassung: