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Katholische Betriebsseelsorge
Diözese Rottenburg-Stuttgart
Isela Cruz Santiago-Mexiko
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privat

Leitung
30.4.2020

Vom (Über-)Leben, Arbeiten und gewerkschaftlichem Engagement in den Zeiten von Corona

Stimmen aus der weiten Welt. Teil 5 - Mexiko

„Gott sei Dank gibt es gute Herzen, Menschen, die sich organisieren, um anderen zu helfen.“

Im Gespräch mit Isela Cruz Santiago, Inhaberin eines Minisuper (Tante Emma-Laden) am Stadtrand von Oaxaca, Mexiko

 

Welche Auswirkungen hat die Corona-Virus-Pandemie auf Deine Arbeit als Inhaberin eines als Minisuper (Tante-Emma-Laden) in Oaxaca/Mexiko?

Besonders sorgt mich als Inhaberin eines Minisuper der Umsatzrückgang. Als Folge davon ist mein Einkommen deutlich niedriger als vor der Corona-Epidemie. Auch die sanitären Maßnahmen, die wir im kleinen Laden ergreifen müssen, machen das Arbeiten sehr schwierig: Das Tragen der Masken, Handschuhe und der Schutzbrillen beinträchtigen uns sehr, unsere Arbeit gut zu machen, ganz zu schweigen davon, wie anstrengend das wegen der intensiven Hitze ist, die in unserem Bundesstaat herrscht. Auf der anderen Seite habe ich ständig Angst vor Ansteckung, wenn ich so vielen Menschen ausgesetzt bin. Ich habe zwei Kinder, die von mir abhängig sind, und sie sind meine größte Sorge. Das einzige, was mir bleibt, ist, zu Gott zu beten (dem Gott der Armen, wie meine Großmutter immer sagte), dass er mich jedes Mal beschützt, wenn ich zur Arbeit gehe, und dass er meine Kinder beschützt.

 

Was kannst Du tun, um so gut wie möglich diese schwierige Zeit zu "überstehen"?

Zu Hause vermeiden wir unnötige Ausgaben. In meinem Geschäft ergreife ich alle möglichen Maßnahmen, um mich zu schützen, so dass ich weiterhin arbeiten kann, um das notwendige Einkommen für den Unterhalt meiner Kinder zu erzielen.

 

Krisenzeiten sind auch Zeiten besonderer Solidarität – wo erlebst Du das konkret?

Gott sei Dank gibt es gute Herzen, Menschen, die sich organisiert haben, um anderen zu helfen, die zubereitete Speisen verteilen oder Lebensmittel an diejenigen verschenken, die sie am meisten brauchen. In meinem kleinen Laden motiviere ich meine Mitarbeiter*innen, den Schwächsten, in diesem Fall den Älteren, zu helfen, indem sie die bestellten Einkäufe ohne zusätzliche Kosten vor die Haustür legen. Meine Mitarbeiter*innen haben trotz des geringen Umsatzes keine Gehaltskürzung durch mich hinnehmen müssen, sie haben alle Mittel, um sicher arbeiten zu können, und ich sorge auch dafür, dass es ihnen mit ihren Familien gut geht. Meine Kund*innen schütze ich, indem ich die geeigneten Maßnahmen für den etwaigen Notfall treffe. Viele von uns bringen sich mit ihren Talenten in unterschiedlichen Aktionen ein. Ich vertraue auf Gott, und darauf, dass wir immer bereit sind, den Ärmsten zu helfen, und das nicht nur in Zeiten einer Katastrophe.

 

Wie steht Euch Eure Kirchengemeinde mit Eurem Pfarrer P. Manuel zur Seite?

P. Manuel wurde von uns gebeten, wegen des hohen Risikos, das er angesichts vieler Kontakte zu Menschen eingeht, uns zunächst von zu Hause aus zu unterstützen. Über mediale Kanäle blieb er in Kontakt mit uns und ermutigte uns, jeden Tag zu beten, und sandte uns die Worte unserer Mutter Lupita (wie er sagt) - der Nationalheiligen Mexikos, der Jungfrau von Guadalupe-, und erinnerte uns beständig, die Bedürftigsten nicht zu vergessen. In sein Gebet schloss er auch das Leiden der mexikanischen, italienischen, deutschen, französischen und spanischen Brüder und Schwestern mit ein. Da keine öffentlichen Gottesdienste durchgeführt werden können, haben wir sozusagen hinter verschlossenen Türen in Kreis der Familie Gottesdienste gefeiert. Diese wurden teilweise auch über Youtube oder Facebook übertragen. Er – P. Manuel -  hat manche Schikane von denen ertragen müssen, die sein sozial-gesellschaftliches Engagement für die Armen und Benachteiligten missbilligen. Aber P. Manuel steht zu seinen Überzeugungen. Der größte Beweis seiner Liebe, der viele von uns bewegte, war die Nacht des Gründonnerstags. Er ging hinaus, um auf den Straßen, die zu seiner Pfarrei gehörten, seinen Segen mit dem Allerheiligsten zu erteilen (wobei er die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen traf). Den Gott des Lebens im Allerheiligsten zu erfahren, stärkte unsere Hoffnung. Es war sehr bewegend, und wir dankten Pater Manuel dafür, dass er unsere Hoffnung nicht schwanken ließ, dass er unseren Glauben stärkte, die Erfahrung schenkte, dass Gott bei uns ist.

Hier geht es zur spanischen Originalfassung des Interviews: