Direkt zum Inhalt
Katholische Betriebsseelsorge
Diözese Rottenburg-Stuttgart
BS Biberach Geistliches Wort Equal Care Day 2025
Logo des Bundesverbandes Equal Care Day
Copyright Hinweis

klische*esc e. V.

Biberach
Equal Care Day
28.2.2025

Geistliches Wort zum Equal Care Day 2025

Geistliches Wort am 01.03.25 Schwäbische Zeitung Biberach

„Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen – sie bekommen nichts.“ (Simone de Beauvoir)

Sorgearbeit fair teilen und gerecht bezahlen!

Fasnetswochenende – Umzüge, Bälle, buntes Treiben! Wenn Sie Kinder haben, wer kümmert sich um die Kostüme, wer kauft die Schminke, wer schaut nach Veranstaltungen, die man evtl. besuchen könnte und stimmt dies mit den befreundeten Familien ab? Fasnet ist nur einmal im Jahr. Die Erziehung der Kinder, die Sorge um pflegebedürftige Angehörige, das Kümmern um Haushalt, Garten, Finanzen und vielleicht auch noch um eine hilfsbedürftige Nachbarin ist das ganze Jahr zu tun. Ganz zu schweigen von den vielen wichtigen Kleinigkeiten, an die zu denken ist, damit der „Laden“ läuft. Sie machen das privat, beruflich, in einer Einrichtung oder Organisation? Im eigenen Haushalt oder Ehrenamt … mehr schlecht als recht oder gar nicht bezahlt? Dann ist der Equal Care Day – heute am 1. März - auch Ihr Tag! Dieser Aktionstag macht auf die mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Fürsorgearbeit aufmerksam. In wirtschaftlichen Berechnungen zur Wertschöpfung taucht unbezahlte Care-Arbeit gar nicht erst auf. Der Gesamtwert der unbezahlten Pflege- und Hausarbeit wird auf 10 bis 39 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) geschätzt. Sie trägt mehr zur Wirtschaft bei als Sektoren wie Produktion, Handel oder Verkehr.
Care-Arbeit ist also überwiegend „unsichtbare Sorgearbeit“. Sie wird, genau wie der Schalttag 29. Februar, oft übergangen. Daher findet der Equal Care Day in Schaltjahren am 29. Februar und in allen anderen Jahren, so wie dieses Jahr, am 1. März statt. Dass der 29. Februar nur alle vier Jahre im Kalender steht, passt außerdem zum Geschlechterverhältnis in der Care-Arbeit: Frauen leisten durchschnittlich viermal mehr Sorge-Arbeit als Männer und können deshalb weniger in Vollzeit arbeiten. Über 50 % der Frauen im Alter zwischen 30 und 65 Jahren arbeiten in Teilzeit, bei den berufstätigen Männern nur 7%. Da Frauen nicht nur mehr unbezahlte Sorgearbeit übernehmen und Care-Berufe mehrheitlich eher schlecht bezahlt sind, verdienen sie weniger, haben folglich geringere Rentenansprüche und insgesamt weniger Vermögen. Dadurch haben sie weniger frei verfügbare Zeit für die eigene Aus- und Fortbildung, für Netzwerke, für gesellschaftliche Teilhabe und politisches Engagement, und deshalb auch weniger Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse. Ganz davon abgesehen, dass sie auch einfach weniger Freizeit haben, um sich zu erholen, Kraft zu tanken und Dinge zu tun, die die Gesundheit verbessern: Sport treiben, schlafen, Freundinnen treffen. Zuviel Care-Arbeit macht krank, bei Frauen werden deshalb häufiger Depressionen und Angstzustände diagnostiziert.
Bezahlte Erwerbs- und unbezahlte Sorgearbeit von Frauen und Männern müssen zusammen gedacht werden: Die Schließung der Lohnlücke von 16% bei den Gehältern, an die der Equal Pay Day erinnert, ist ohne die Schließung der Sorgearbeitslücke nicht denkbar und umgekehrt. Die Betriebsseelsorge setzt sich für eine geschlechtergerechte Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit ein und fordert, Care-Arbeit zu honorieren und einen gesellschaftlichen Ausgleich zu schaffen, damit Sorgetätige nicht finanziell und ideell für ihre systemrelevante Arbeit bestraft werden. Es ist eine Frage der Solidarität, der Gerechtigkeit und Menschenwürde, wie wir als Christinnen und Christen mit dieser Herausforderung umgehen. Schon im Alten Testament beim Propheten Jeremia können wir lesen, dass der gerechte Gott von seinem Volk erwartet, dass sich die göttliche Gerechtigkeit auch in gerechten Strukturen widerspiegelt.
Wer sich mehr zu diesem Thema informieren, vernetzen sowie Lösungsansätze und Handlungsmöglichkeiten für mehr Lohngerechtigkeit zwischen den Geschlechtern diskutieren möchte, ist herzlich eingeladen zur Veranstaltung „Sind Frauen dümmer oder Männer überbezahlt?“ am 06. März um 18 Uhr im Alfons-Auer-Haus, Kolpingstr. 43 in Biberach. Kommen Sie mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Verwaltung, Wirtschaft, Kunst und Gesundheit ins Gespräch. Mehr Infos zur Veranstaltung unter: https://betriebsseelsorge.de/arbeitsstelle/biberach/termine/veranstaltu…
Hermine Burger
Kath. Betriebsseelsorgerin im Dekanat Biberach