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Katholische Betriebsseelsorge
Diözese Rottenburg-Stuttgart
Gruppenbild Bufata
Die TeilnehmerInnen der Bundesfachtagung mit Kardinal Reinhard Marx
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Christian Bindl

Neuigkeiten
8.6.2018

Bundesfachtagung der Betriebsseelsorge

"Würde ist ein Konjunktiv. Arbeit in Europa" war der Titel der diesjährigen Bundesfachtagung der Betriebsseelsorge, die vom 5.-7.6. in München stattgefunden hat.

Die alljährlich stattfindende Bundesfachtagung aller BetriebsseelsorgerInnen in Deutschland widmete sich dem Thema Europa. Deshalb waren in diesem Jahr auch alle KollegInnen aus Österreich zur Tagung eingeladen. Insgesamt rund 80 BetriebsseelsorgerInnen aus vierzehn deutschen und drei österreichischen Diözesen spürten den Zerfallserscheinungen in Europa nach und suchten nach Gründen für die zunehmende Renationalisierung der Einzelstaaten.

Die Teilnehmer der Bundesfachtagung im Gespräch.

Am ersten Tag stand der Austausch zur aktuellen Situation in den jeweiligen Betriebsseelsorgen im Vordergrund. 

Der zweite Tag wurde inhaltlich eröffnet mit einem Vortrag von Prof. Rudolf Hickel, Volkswirtschaftler an der Universität Bremen. Seine Analysen machten deutlich, dass Einkommens- und Vermögensungleichheit ein zunehmendes ethisches, politisches und auch ökonomisches Problem in Deutschland ist. Steigende Unternehmensgewinne bei stagnierenden Reinvestitionen sorgen für einen aufgeblähten Finanzmarkt und zerbröckelnde Infrastruktur und öffentliche Dienstleistungen. "Der verwilderte Markt muss wieder politisch gezähmt werden", so ein Teilnehmer der Tagung.

Verwilderungen wurden auch bei der Organisation der Erwerbsarbeit entdeckt. Hickel betonte, dass die niedrigen Arbeitslosenzahlen in Deutschland Ergebnis eines faulen Tauschs seien. Gleichzeitig ist der Niedriglohnsektor und die Prekarisierung der Arbeit durch Befristung und Teilzeit deutlich angestiegen.

In der anschließenden Diskussion herrschte breite Einigkeit, dass in dieser gesellschaftlichen und individuellen Destabilisierung ein Grund für die zunehmend angstgeleiteten Wahlentscheidungen und den wuchernden Rassismus zu sehen ist.

Einige Referentinnen des Tages mit dem Leiter der Bundeskommission der Betriebsseelsorge Christian Bindl (v.l.): Prof. Rudolf Hickel, Christian Bindl, Heidi Hirschbichler (ÖGB Salzburg), Günter Zellner (DGB Oberbayern), Markus Vennewald (COMECE)

Am Nachmittag befassten sich die Teilnehmer in verschiedenen Workshops mit Themen wie Mitbestimmung im Betrieb, der österreichischen Form der Sozialpartnerschaft, Migration und Rechtsruck und internationaler Solidarität.

Über allem stand die Frage: "Welche Rolle spielt die Gestaltung der Erwerbsarbeit für die Entwicklung der Nationalstaaten und Europas?"

Zum Abschluss der Tagung besuchte uns am Donnerstag Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Nach einem gemeinsamen Gottesdienst kamen die TeilnehmerInnen mit Kardinal Marx über Wahrnehmungen der Arbeitswelt und Europas ins Gespräch. Am Ende überreichten die Kollegen von der Fernfahrerseelsorge dem Kardinal und seinem Fahrer die neu erschienene Fernfahrerbibel.

"Frieden in Europa gibt es nur in einem Europa, das von Solidarität und Gerechtigkeit geprägt ist. Dafür braucht es ein anderes Wirtschaften und eine gerecht und fair gestaltete Erwerbsarbeit über Ländergrenzen hinweg!" zieht Wolfgang Herrmann, Leiter der Betriebsseelsorge in Rottenburg-Stuttgart, sein Fazit der Tagung.