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Katholische Betriebsseelsorge
Diözese Rottenburg-Stuttgart
Michael Brugger
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Michael Brugger

Ulm

Pflege ist ein Knochenjob

Michael Bruggers Betriebseinsatz in einer Pflegeeinrichtung geht zu Ende.

Fünf Wochen hat Michael Brugger in einer Ulmer Altenpflegeeinrichtung mitgearbeitet. Die Eindrücke sind vielfältig.

Ein Knochenjob

Mit Blick auf die Situation der KollegInnen meint Brugger: "Meine Vermutungen haben sich bestätigt. Pflegearbeit ist ein Knochenjob mit vielfältigen Belastungen." Der Umgang mit den BewohnerInnen sei genauso fordernd wie die Schichtarbeit und die langen Arbeitsphasen. "Durch die täglichen Schichtzeiten von weniger als acht Stunden müssen die KollegInnen häufig sieben oder acht Tage am Stück arbeiten und haben dann ein bis zwei Tage frei. Für mich wäre das auf Dauer kein Rhythmus, der wirkliche Erholung zulässt."

Bewunderung für KollegInnen

Deshalb bewundert Brugger die KollegInnen, die es trotzdem schaffen, sich auf die ganz unterschiedlichen Bedürfnisse der BewohnerInnen einzulassen. "Pflege bedeutet, für ein Stück mehr Normalität zu sorgen. Das ist die geduldig wiederholte Antwort bei dementen BewohnerInnen genauso wie die Reinigung des künstlichen Darmausgangs. Alles braucht Einfühlungsvermögen, Konzentration und vor allem Ruhe. Dafür braucht es meines Erachtens auch Arbeitsbedingungen, bei denen die Ausnahmesituation nicht der Normalzustand ist." Die Personaldecke sei sehr dünn und das Lohnniveau unangemessen niedrig.

Gesellschaftliche Aufgabe

"Dabei sehe ich die Verantwortung nur bedingt bei der Einrichtung. Vielmehr ist es eine politische und gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für die Pflege mehr Geld ins Spiel zu bringen. Die momentanen politischen Vorschläge von 8000 neuen Stellen sind dabei ein Tropfen auf den heißen Stein. Berechnungen von Ver.di gehen von jährlich 38.000 neuen Stellen aus."

Interessenvertretung schwierig

Gleichzeitig sieht Brugger aber auch eine schwierige Verantwortung bei den Pflegenden. "Gute Arbeitsbedingungen und mehr Lohn fallen nicht vom Himmel. Tarife und betriebliche Lösungen müssen auch erkämpft werden. Allerdings ist das in der Pflege wesentlich schwerer, als zum Beispiel in der Metall- und Elektroindustrie. Denn, ob gestreikt wird oder nicht, die alten Menschen müssen versorgt werden und fehlende Kollegen müssen die anderen durch Mehrarbeit ausgleichen."

Gute Pflege dient allen

Die schwierige Situation der Pflegenden muss noch mehr ins gesellschaftliche Bewusstsein, meint Brugger, denn eine gute Situation für Pflegende dient allen - vor allem den alten und kranken Menschen und deren Angehörigen. "Wir haben als Gesellschaft den Anspruch, dass wir hier bis zum Lebensende in Würde leben können. Diesen Anspruch müssen wir uns auch etwas kosten lassen."