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Katholische Betriebsseelsorge
Diözese Rottenburg-Stuttgart
Gebäudereiniger Streik IG BAU
Die Vorbereitungen für den morgendlichen Streik laufen.
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Michael Brugger

Ulm
4.11.2019

Die im Dunkeln sieht man nicht – ihre Arbeit schon!

Warnstreiks im Gebäudereinigerhandwerk. Betriebsseelsorger Michael Brugger begleitet KollegInnen bei der ersten Aktion.

Es ist ein nebliger Herbstmorgen im Ulmer Industriegebiet Donautal. Im Dunkeln beginnt der erste Warnstreik der GebäudereinigerInnen in der Region um fünf Uhr früh bei der Firma ISS Pharma. ISS Pharma putzt die Räume bei Teva/Ratiopharm. Pünktlich zum Schichtbeginn treffen die ersten KollegInnen ein. Die meisten sind überrascht, dass heute das Putzzeug erstmal im Schrank bleiben soll. Streiken, das ist für viele Neuland. Einige KollegInnen sind vom Betriebsrat eingeweiht worden, andere verstehen zunächst gar nicht, worum es geht. Die Belegschaft ist international und die Sprachkenntnisse sehr unterschiedlich. Marcel Siedlazcek, Gewerkschaftssekretär bei der IG BAU übersetzt mit Spracheingabe und dem Google-Übersetzer seines Smartphones einer bulgarischen Kollegin. Sie bleibt. Andere bleiben nicht. Sie fürchten, dass sie das Streiken ihre Arbeit kostet. Die Gewerkschafter machen deutlich, dass Streiken ein Grundrecht ist. Aber bei einem auf ein Jahr befristeten Arbeitsvertrag haben auch Grundrechte ein kurzes Ablaufdatum.

Die Warnstreiks der GebäudereinigerInnen werden von der IG BAU organisiert. Seit 2018 verhandeln die Tarifparteien nun schon und nach wie vor scheint keine Einigung in Sicht. Deshalb wird nun gestreikt. Die Forderungen? Weihnachtsgeld, Feiertags- und Nachtzuschläge, Zulagen auch für Teilzeitbeschäftigte. Davon gibt es im Gebäudereinigerhandwerk nicht wenige, denn die Beschäftigten sind zu einem großen Teil weiblich. Die Branche boomt, der Jahresumsatz in Deutschland ist in zehn Jahren von 11 auf 18 Milliarden gestiegen. Davon wollen auch die Beschäftigten ihren Teil abhaben. Der Stundenlohn bewegt sich im Westen zwischen 10,30 Euro und 13,55 Euro. Das geforderte Weihnachtsgeld beginnt bei Vollzeitbeschäftigten bei rund 800 Euro brutto.

Es wird gestreikt!

Niemand will Hochglanzfassaden ohne Glanz, Foyers mit Fußabdrücken oder eine Staubschicht auf dem Smart Office. Damit in Betrieben gut gearbeitet werden kann, müssen alle Rädchen ineinanderlaufen. Hygiene und Sauberkeit ist ein wichtiges Rädchen. Die Arbeit der Reinigungskräfte beginnt oft im Dunkeln, wenn die meisten von uns noch selig schlummern und oft endet sie, wenn in vielen Wohnzimmern schon der Fernseher läuft. Kann jemand ernsthaft bestreiten, dass diese Beschäftigen ein Anrecht auf anständige Entlohnung und Weihnachtsgeld haben? Die Arbeit der GebäudereinigerInnen beginnt im Dunkeln, sichtbar wird sie vor allem dann, wenn sie nicht gemacht wird.