Unterbrechung
Was ist ein Unterbrecher? Man findet ihn im Automotor. Der Zündunterbrecher öffnet und schließt sich im Takt der Motordrehzahl. So sammelt sich Energie an, die dann abgegeben wird. Dadurch werden die Zündfunken an den Zündkerzen in der Verbrennungskammer ausgelöst. Der Motor startet und das Auto kann losfahren.
Der Theologe Johann Baptist Metz sagte einmal: „Die kürzeste Definition von Religion ist Unterbrechung“.
Das gemeinsame vom Unterbrecher im Auto und der Definition von Johann Baptist Metz liegt darin, dass mit einem Unterbrecher etwas gemeint ist, das kurz innehalten lässt, um mit neuer Kraft weiter zu gehen.
Genau darum geht es im Christentum: Immer wieder inne zu halten, zur Ruhe zu kommen, sich von Gottes Wort ansprechen zu lassen, Kräfte zu sammeln und dann wieder neu zu starten und aktiv zu werden.
Gönnen wir uns deshalb regelmäßig eine Unterbrechung, um nicht Gefahr zu laufen, im Hamsterrad gefangen zu bleiben und auszupowern.
Für mich ist das Taizé-Gebet in meiner Gemeinde ein Ort der Unterbrechung; auch der jährliche Oasentag der Betriebsseelsorge mit Betriebsräten auf dem Dreifaltigkeitsberg oder ganz einfach ein Waldspaziergang, um Luft zu holen und den Kopf frei zu bekommen. Dabei wächst die Erkenntnis: Weniger ist manchmal mehr. Gleichzeitig erhalte ich Kraft, um mich für den Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen.
Als Betriebsseelsorger ist mir im Laufe meiner langjährigen Tätigkeit aufgegangen, dass der Sinn der Arbeit sich aus dem Wechselspiel von Arbeit und Ruhe ergibt. Der arbeitsfreie Sonntag ist deshalb eine heilsame Unterbrechung. Da kann ich die Seele baumeln lassen, um am Montag wieder erholt und motiviert an die Arbeit zu gehen.
Deshalb sollten wir all jenen die rote Karte zeigen, die den arbeitsfreien Sonntag ständig infrage stellen und jetzt auch noch jeden Sonntag verkaufsoffen machen wollen.
Ich wünsche uns eine erholsame Sommerpause. Sie ist auch eine wohltuende Unterbrechung.