Zwei Tage hochsommerliches Wetter in der Bodenseeregion- was Urlaubsherzen höherschlagen lässt, ist für Erntehelfer*innen eine große Belastung. Dies erfuhren Betriebsseelsorger Werner Langenbacher und ein Team von Faire Mobilität aus Stuttgart und Mannheim sowie die Arbeitnehmerseelsorgerin aus dem Hegau am 19. und 20. Mai. Das Team war wieder unterwegs, um Beschäftigte auf den Feldern aufzusuchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, zu hören, unter welchen Bedingungen sie arbeiten müssen und untergebracht sind. Mit Flyern in ihrer Landessprache konnten wir sie über ihre Rechte aufklären und Hotline-Nummern anbieten, unter denen sie sich beraten lassen können. Für alle, die wir aufgesucht haben, begann der Tag um 6 Uhr und dauerte bis 15 Uhr mit einer Stunde Pause. Angetroffen haben wir Menschen auf Erdbeerplantagen, Hopfenanlagen und Spargelfeldern. Die meisten Personen erhalten den Mindestlohn, es gibt jedoch auch einzelne, die uns von 8.80 Euro oder 9.- Euro berichten. Alle Erdbeerbeschäftigten arbeiten immer noch nach Akkordlohn, d.h. pro 500 gr –Schälchen gibt es 30 Cent. In der Hochphase kein Problem, um auf den Mindestlohn zu kommen, was aber verdient man in der Vor- und Nachsaison. Insgesamt 11 Gruppen von verschiedenen Höfen konnten wir ausfindig machen; auffallend, dass an den meistens Feldern in der Zwischenzeit WC-Container stehen. Auffallend auch die langjährige Bindungszeit von Erntehelfer*innen an ihre Landwirte, so dass fast familiäre Verhältnisse entstehen. Einer erzählte uns, er komme schon 37 Jahre zum selben Landwirt. Was uns stutzig machte, war der Hinweis, dass manche für die Übernachtung im Container 10 – 11.- Euro bezahlen mussten, macht im Monat über 300.- Euro. Und oft übernachten im Container 4- 5 Personen.
Im Gespräch mit den Landwirten, die wir angetroffen haben, nahmen wir die Sorge um die zunehmenden Auflagen und die ausländische Konkurrenz wahr. Insgesamt vier große Lebensmittekonzerne in Deutschland bestimmen den Preis; wer nicht mitmacht, fällt raus.