Kreuzweg der Arbeit
„ s`isch a Kreuz“ fluche ich wenn mir die Gartenarbeit beim „lupfe“ den Rücken ruiniert. So schnell und leichtfertig sage ich es dahin und 5 Minuten später ist alles nur halb so schlimm gewesen. Und doch leben viele von uns mit einem „Kreuz“! Mit etwas, das sie physisch oder psychisch belastet. Jesus Christus wird sein Kreuz nicht abgenommen, das er auf die Anhöhe Golgota tragen muss. Aber für eine kurze Strecke trägt Simon, mehr oder weniger freiwillig, das Kreuz Jesu für eine kleine Wegstrecke. Er nimmt ihm das Kreuz nicht ganz ab, aber er trägt es eine Wegstrecke für ihn und macht so den Weg leichter. Jesus kann uns mit seiner
befreienden Botschaft nicht alle „Kreuze“ unseres Lebens nehmen, aber vielleicht sind manche Kreuze leichter zu ertragen, wenn wir wissen „Ich bin nicht allein“. Beim „Kreuzweg der Arbeit“, den ich als Betriebsseelsorger in Ravensburg am vergangenen Freitag mit einer Gruppe von circa 50 Personen begleitet habe, wird ein Kreuz durch die Innenstadt getragen! Es wird an Stationen auf Menschen aufmerksam gemacht, die in der Arbeitsweltein „Kreuz“ zu tragen haben. In diesem Jahr standen die Paketzulieferer im Mittelpunkt. Mein Kollege Ioan Brstiak aus Böblingen engagiert sich sehr für die Paketzulieferer! Er hat uns auf dem Weg begleitet. Wir sehen sie jeden Tag zu Hauf in unseren Straßen und ahnen, dass es da Ungerechtigkeit gibt. Der „Kreuzweg der Arbeit“ wird von einer achtköpfigen Gruppe in Zusammenarbeit mit der KAB und der „Kirche in der Stadt“ vorbereitet. Die Gruppe, die diesen Weg schon jahrelang vorbereitet, nimmt sich 4-5 Abende Zeit für die Stationen. In diesem Jahr ging es z. B. um Machthaber und Peiniger, aber auch um Unterstützer und nicht zuletzt um die Engel, welche die Botschaft der Auferstehung verkünden. Wir haben, ganz praktisch, auf dem „Kreuzweg der Arbeit“ einen Blick auf die schlechten Arbeitsbedingungen und auf den geringen Lohn von Paketzulieferern geworfen. Wir können das Kreuz dieser Menschen nicht tragen, aber wir können, durch bewussteren Konsum, durch Protest und durch das öffentlich machen des Unrechtes etwas dafür tun, dass das Kreuz der Paketzulieferer etwas leichter wird.