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Pixabay: Veröffentlichungsdatum31. Oktober 2017

Leitung

Für gute Arbeit in der Paketbranche – Onlineriesen in die Verantwortung nehmen

Infoaktion von DGB, ver.di und Fairer Mobilität vor dem Amazon-Verteilzentrum in Sindelfingen

Am Freitag, 24.11., ist Black Friday. Mit Rabattschlachten befeuert der Onlinehandel in dieser Woche das Weihnachtsgeschäft. Aus dem Anlass machen heute Vormittag der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Baden-Württemberg, die Gewerkschaft ver.di und das Beratungsnetzwerk Faire Mobilität vor dem Amazon-Verteilzentrum in Sindelfingen-Darmsheim auf die Missstände bei den Kurier-, Express- und Paketdiensten (KEP) aufmerksam. Sechs Tage in der Woche sind die Beschäftigten der KEP-Branche unterwegs und liefern täglich nicht selten 200 Pakete und mehr aus. Ihre Auftraggeber sind die großen Logistikfirmen, allen voran der Onlineriese Amazon.

Kai Burmeister, Vorsitzender DGB Baden-Württemberg: „Im Mittelpunkt steht das Versprechen der Unternehmen, Sendungen in kürzester Zeit zuzustellen. Allzu oft geschieht das auf dem Rücken der Beschäftigten. Von dem Boom in der Black-Friday-Woche und im Weihnachtsgeschäft haben die Zusteller*innen vor allem eines: Arbeit ohne Ende. Ihre Arbeitsbedingungen sind oft miserabel. Prekäre Beschäftigung und Ausbeutung haben in dramatischer Weise zugenommen. In den vergangenen zehn Jahren sind die Löhne bei den Post-, Kurier- und Expressdiensten deutlich langsamer als in der Gesamtwirtschaft gestiegen.“

Branka Ivanisevic, Gewerkschaftssekretärin ver.di Bezirk Fils-Neckar-Alb: „Es reicht! Die Arbeitsbedingungen in der Zustellbranche sind für die Beschäftigten nicht mehr erträglich. Jetzt in der Vorweihnachtszeit verschärfen sich die Probleme nochmal extrem. Insbesondere für die Beschäftigten bei Subunternehmen. Als personal- und damit kostenintensiver Teil der Logistikkette gilt die sogenannte letzte Meile, die Zustellung direkt an die Endkonsument*innen. Bei den meisten weltweit agierenden Unternehmen wird dieser Teil oft an Subunternehmen ausgelagert. In diesen Subunternehmerketten beobachten wir häufig Verstöße gegen den Arbeits- und Gesundheitsschutz. Dort gibt es in der Regel keine Betriebsräte und keine Tarifbindung. Deshalb muss im Kerngeschäft der Paketdienstleister (Sortierung und Auslieferung) der Einsatz von Fremdpersonal sowie die Nutzung von Werkverträgen und Subunternehmerketten verboten werden. Hierzu hat ver.di eine Petition gestartet.“

Dragana Bubulj, Regionalleiterin von Faire Mobilität Südwest: „Sehr viele Paketzusteller*innen kommen aus Ost- und Südosteuropa. Häufig kennen sie ihre Rechte als Beschäftigte nicht. Deshalb informieren wir heute die Paketzusteller*innen, die als Beschäftigte diverser Subunternehmen im Auftrag von Amazon Pakete zustellen, über das kostenlose Beratungsangebot der Fairen Mobilität sowie darüber, wie sie sich vor Ausbeutung schützen können: Indem sie ihre Arbeitszeiten von ihren Vorgesetzten abzeichnen lassen, Screenshots von Arbeitsanweisungen machen und ihre Lohnabrechnung mit der tatsächlich geleisteten Arbeitszeit abgleichen.“
 

Hintergrund:
Aktuell läuft eine Aktionswoche von ver.di und Arbeitnehmerberatungsstellen. Ziel ist es, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Paketbranche voranzubringen. An bundesweit über 80 Standorten werden Info- und Verteilaktionen durchgeführt. Dabei werden Flugblätter in elf Sprachen (u.a. Rumänisch, Bulgarisch, Ukrainisch) ausgehändigt, auf denen die Hauptforderungen der Gewerkschaften aufgeführt sind: ein Verbot von Subunternehmen, eine Gewichtsbegrenzung von 20 Kilogramm für das Ein-Personen-Handling von Paketen, eine Kennzeichnungspflicht für schwere Pakete und eine engmaschige Überwachung durch Kontrollbehörden. Zudem hat ver.di eine Petition gestartet: Die Bundesregierung ist aufgefordert, endlich ein Gesetz zur Sicherung von Arbeitnehmerrechten in der Paketbranche auf den Weg zu bringen.

Faire Mobilität in Baden-Württemberg:
Faire Mobilität ist ein Beratungsnetzwerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes mit 13 Standorten bundesweit, u.a. in Stuttgart, Mannheim und Freiburg. Das Netzwerk berät und unterstützt Beschäftigte aus Mittel- und Osteuropa in ihren Herkunftssprachen zu ihren Rechten auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Jährlich bearbeiten die Berater*innen bundesweit mehr als 7.000 Fälle, davon sind gut 1.600 Ratsuchende aus Baden-Württemberg. Die wichtigsten Beratungsanlässe sind ausstehende Löhne und Kündigungen.

Kontakte:
Branka Ivanisevic, (mobil: 0151 12107132; mail: branka.ivanisevic@verdi.de)
Dragana Bubulj (mobil: 01590 4865595; mail: dragana.bublj@faire-mobilitaet.de)