6 Monate in der Betriebsseelsorge
(js) Jetzt blicke ich auf 5 Monate Betriebsseelsorge zurück. Mich fasziniert, mit welcher Weitsicht die einzelnen Mitarbeitenden ihr umfangreiches Tätigkeitsfeld anpacken. Folgende Beispiele sollen einen Einblick in das abwechslungsreiche Praxissemester geben.
Betriebsseelsorge nimmt prekäre Arbeitsbedingungen wahr und sucht die Menschen direkt am Arbeitsplatz auf. Zum Beispiel werden bei den Rastplatzaktionen an die Fernfahrer*innen Dankestüten verschenkt und über rechtliche Ansprüche aufgeklärt. Anliegen ist es, die wertzuschätzen bzw. zu unterstützen, die unsere Waren zuverlässig liefern. Sie nehmen dabei prekäre Arbeitsbedingungen in Kauf. Zeitdruck, überfüllte und teure Rastplätze, Kriminalität und stetiger Lärm auch in den Pausenzeiten werden meist mit einem sehr geringem Lohn vergütet.
Wieder andere Arbeitnehmer*innen sind tief unter der Erde - wie in einer anderen Welt - mit viel Muskelkraft im Einsatz, um Stück für Stück die Tunnel zu bohren und Bögen einzusetzen. Die Beschäftigten auf dem Schalwagen sowie beim Sanieren verbringen anschließend ebenfalls ihre ganze Arbeitszeit in sehr staubiger Umgebung und abseits von jeglichem Tageslicht. Die Filstalbrücke, ein imposantes Bauwerk, wird hingegen in luftiger Höhe bei Wind, Schnee oder Hitze mit großem Einsatz und Durchhaltevermögen erbaut. Dies bedeutet, raue und harte Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten, die hauptsächlich aus dem Ausland kommen. Danke für die vielen Eindrücke und Erklärungen bei den aufsuchenden Aktionen. Ich bin beeindruckt mit welcher Tatkraft und Begeisterung, die Arbeitnehmer*innen das Bauprojekt Stuttgart 21 umsetzen.
Desweitern wurden Betriebsräte kontaktiert, die sich für gute Arbeitsbedingungen einsetzen. Aktuell sind viele Betriebe von Umstrukturierungsprozessen betroffen, die zum Teil unvorhersehbare Veränderungen für die Mitarbeitenden mit sich bringen. Ich bedanke mich sehr für den Einblick in die einzelnen Unternehmen und für die interessanten Gespräche. Spannend fand ich ebenso die Beratung von Arbeitnehmer*innen bei schwierigen Situationen im Betrieb oder bei einer beruflichen Umorientierung.
Darüber hinaus schafft die Betriebsseelsorge Stuttgart Begegnungsräume für Menschen ohne Arbeit. Personen, die aufgrund unterschiedlichster Bedingungen nicht mehr in der Lage sind einer Erwerbsarbeit nachzugehen, können dadurch mit anderen Betroffenen in Austausch kommen. Bei einem Ausflug in die Wilhelma konnte ich den Erwerbslosentreff kennenlernen. Auch die regelmäßigen Treffen am Mittwoch bei der Essensausgabe waren sehr gesellig. Ich erinnere mich an viele gute und eindrückliche Gespräche.
Im Team der Betriebsseelsorge sind unterschiedliche Kompetenzen vereint, welche die Betriebsseelsorge der Diözese Rottenburg-Stuttgart so vielseitig machen. Herzlichen Dank für alle Begegnungen und alles Wissen, das ihr mit mir geteilt habt.