KREUZWEG UNSERES LEBENS - durchkreuzt von Corona 2021
Liebe Gemeindemitglieder, liebe KollegInnen!
Weil es im diesen Jahr nicht möglich ist, den Kreuzweg unseres Lebens real durch die Stadt zu gehen, haben wir uns folgende Gedanken gemacht:
Es gibt einen „Kreuzweg unseres Lebens – durchkreuzt von Corona“, der einerseits online zur Verfügung steht und andererseits Sie einlädt, mitzumachen:
Im Garten des Heinrich-Fries-Hauses wird ein Kreuz aufgestellt und eine Klagemauer. Wir laden Sie herzlich ein, sich am Kreuzweg mit zu beteiligen: Sie können uns ein Foto schicken von einem Kreuz, das sie zuhause selbst gestalten, oder das Ihnen besonders lieb ist, oder von einem Symbol, das Ihre Belastung in Ihrer Arbeit und in den Betrieben besonders in der derzeitigen Situation, deutlich macht. Schreiben Sie dazu auch einen kurzen Text, der ihre Situation beschreibt. Das Bild wird dann am Kreuz befestigt, den Text werden wir in die Spalten der Steine der Klagemauer stecken.
Sie können im Garten des Heinrich-Fries-Hauses Kreuz und Klagemauer auch gerne besuchen, wenn Sie in Heilbronn sind, und Ihr Foto und Ihren Text selbst dort ablegen.
Ab Samstag vor Palmsonntag und ab Ostersonntag werden auf der Homepage von Dekanat und Betriebsseelsorge jeweils kurze liturgische Feiern zu sehen sein, in denen zum einen Ihre Nöte und Sorgen in Form von Fürbitten vor Gott gebracht werden und zum anderen das Feuer der Auferstehung Ihnen durch Licht und Liebe Kraft für Ihr Leben gibt.
Wenn Sie den diesjährigen „Kreuzweg unseres Lebens“ so mitgestalten möchten, würden wir uns sehr freuen. Was sie uns schicken, wird vertraulich behandelt und anonymisiert in die Fürbitten und Texte einfließen. Wenn sie eine Veröffentlichung ihres Textes oder Bildes auf den Homepages von Dekanat und Betriebsseelsorge nicht wünschen, teilen Sie es uns bitte ausdrücklich mit.
Adressen: michael.dieterle@drs.de josef.krebs@drs.de
Veranstalter: Kath. Dekanat Heilbronn/Neckarsulm, Kath. Betriebsseelsorge, Kath. Arbeitnehmerbewegung, Kirche und Schule/Schulpastoral, City-Pastoral Heilbronn
Spiritueller Osterimpuls
https://www.youtube.com/watch?v=bGubkDAZj0A
Texte: Josef Krebs und Michael Dieterle
Kamera/Ton/Schnitt: Arkadius Guzy
Hier kommen Klinikseelsorger, Ärzte und Pflegepersonal des Klinikums Gesundbrunnen, die mit COVID-Patienten zu tun haben, zu Wort.
Schutzengel: - nachdenklich
- in sich versunken
- fast entblößt
- erschöpft
- traurig
Schutzengel: - aufgerichtete Flügel
- Noch nicht zerbrochen
- halb aufrecht sitzend
- nicht am Boden zerstört
- trotz Dunkelheit von Licht umgeben
Schutzengel, Symbol für das Fühlen und Empfinden von vielen Menschen in der Pandemie.
- Was hält Menschen in ihrer Erschöpfung?
- Wer gibt ihnen Kraft in ihrer Traurigkeit?
- Wo ist Licht im Dunkel des Lebens?
Text: Josef Krebs, Betriebsseelsorge Heilbronn
Interview mit einer Frau, die in der Prostitution gearbeitet hat und mit der Corona-Pandemie aus der Prostitution ausgestiegen ist.
Wie war mein Leben vor Corona?
Mein Leben vor Corona war einerseits wunderschön – wir konnten spazieren gehen. Mein Leben war gleichzeitig schlimmer wie jetzt – ich hatte zwar die Freiheit dorthin zu gehen, wo ich hin gehen wollte – das war wunderschön! – für alle Menschen nicht nur für mich.
Wie ist mein Leben jetzt in der Pandemie?
Corona hat mein Leben komplett gewechselt – um 180 Grad. Die ersten drei Monate war sehr sehr schwer – weil ich die Arbeit verloren habe. Es war psychisch schwer – weil man seinLeben komplett wechseln musst. Auf einmal bist du frei – zu machen was du willst. Ich werde nie das Datum vergessen – am 18.03. hat mich die Polizei weggeschickt von der Arbeit nach Hause.
Ich hatte 150 Euro für mich und meine zwei Kinder und kein Geld für die Wohnung – das war sehr schwer – psychisch – wie kann ich eine Lösung finden? Zu Hause zu bleiben jedenTag war schwer – die drei Jahre davor habe ich immer jeden Tag viele Menschen gesehen und auf einmal habe ich nur noch 4 Gesichter gesehen. Nach drei Monaten haben sich viele Dinge verändert. Ich musste in den ersten drei Monaten lernen, nur am Tag zu leben – das war schwer und schön. Ich stehe jetzt gerne auf undschicke meine Kinder in die Schule und ich empfange sie nachmittags wieder und koche für sie. Es ist wunderschön am Leben meiner Kinder mehr teilhaben zu können – gemeinsam Abend zu essen, sie ins Bett schicken und dabei auch zu streiten – ich habe wiedergelernt Mutter zu sein. Und heute in der Pandemie bin ich Mutter!
Ein Jahr ist das her und es hat viel verändert in meinem Leben – ich kann nicht glauben dass so viel im Leben eines Menschen passieren kann.
Ich hab viel verloren – nicht das Geld meine ich – ich habe Menschen verloren, die ich geliebt habe – ihre Freundschaft. Getäuschte Freundschaften! Das ist sehr schwer und gleichzeitiggut. Ich habe viel gewonnen – die Liebe meiner Kinder – das war richtig. Früher habe ich gefühlt, dass ich diese Liebe verloren habe – jetzt habe ich sie wiedergewonnen!
Ich habe meine Augen für viele wichtige/richtige Menschen in meinem Leben geöffnet – habe eine wichtige und ehrliche Freundschaft gefunden und dazugewonnen.
Jetzt bin ich allein in der Welt mit meinen Kindern – das ist genug! Meine Kinder machen mich mehr glücklich als früher – ich bin nicht allein! Es gibt nichts teureres als meineKinder groß werden zu sehen!
Welche Wünsche habe ich für die Zukunft?
Dass alle gesund bleiben! Dass Corona einfach weg geht und das Leben normal wird wie früher. Ich will genug Zeit haben, um meine Kinder groß werden zu sehen und , dass sie „richtige“ Menschen werden.
Eine Arbeit zu finden ist nicht schwer – aber gesund und realistisch zu bleiben ist schwer. Ich bin dankbar, dass meine Kinder hier in Deutschland sind. Mein Leben ist wunderschön – wenig Geld zu haben ist nicht einfach – aber besser mit wenig Geld leben aber viel vonden Kindern haben! Das Leben ohne Kinder – war ein Leben ohne Gefühle. Immer nur in den Tag hinein leben.
Sich hinstellen, den Boden spüren, ausgerichtet nach oben… da sein mit dem, was jetzt zu mir gehört…
Einladung den Weg mit Jesus zu gehen:
Seine Geburt im Stall war alles andere als das Erhoffte und wie es Jesus erging in seinem Leben hat Kurt Marti im Gedicht „Jesus“ verdichtet. Marti wäre im Januar 100 Jahre alt geworden.
jesus
mit einer schar von freunden (freundinnen auch)
durch galiläas dörfer und städte ziehend
hat er kranke geheilt und geschichten erzählt
von der weltleidenschaft des ewigen gottes
privilegien der klasse der bildung galten ihm nichts
zu seinem umgang zählten tagelöhner und zöllner
wo mangel sich zeigte an nahrung oder getränk
teilte er fische brot und wein aus für viele
die gewalt von gewalthabern verachtete er
gewaltlosen hat er die erde versprochen
sein thema: die zukunft gottes auf erden
das ende von menschenmacht über menschen
in einer patriarchalischen welt blieb er
der sohn und ein anwalt unmündiger frauen und kinder
wollten galiläer ihn gar zum könig erheben? er aber
ging hinauf nach jerusalem: direkt seinen gegnern ins garn
auf einem jungesel kam er geritten - kleinleute-messias:
die finger einer halbweltdame vollzogen die salbung an ihm ...
bald verwirrt bald euphorisch folgten ihm die freunde die jünger
um bei seiner verhaftung ratlos unterzutauchen ins dunkel
über sein schweigen hin rollte der schnelle prozess
ein afrikaner schleppte für ihn den balken zum richtplatz hinaus
stundenlang hing er am kreuz: folter mit tödlichem ausgang –
drei tage später die nicht zu erwartende wendung
anstatt sich verstummt zu verziehen ins bessere jenseits
brach er von neuem auf in das grausame diesseits
zum langen marsch durch die viellabyrinthe
der völker der kirchen und unserer unheilsgeschichte
oft wandelt uns jetzt die furcht an er könnte
sich lang schon verirrt und verlaufen haben
entmutigt verschollen für immer vielleicht - oder bricht er
noch einmal (wie einst an ostern) den bann?
und also erzählen wir weiter von ihm
die geschichten seiner rebellischen liebe
die uns aufwecken vom täglichen tod –
und vor uns bleibt: was möglich wär' noch.
Kurt Marti
Ich fühle mich …Covid 19!?
Plötzlich kraftlos, fiebrig und Schmerzen überall.
Das Handy zeigt Tage später „Covid-19 positiv“ an. Gehen Sie sofort in die Klinik, sagt der Arzt am Telefon, wenn Ihnen die Luft zum Atmen fehlt. Doch da ist alles völlig unwirklich. Geduldig sein, dulden, aushalten – wie schwer das fällt. Dennoch, nachdem ich mich drauf einlasse und meine Situation akzeptiere, wird es leichter. Nach langen Wochen dann überwiegen Erleichterung und Dankbarkeit die Krankheit hinter mir zu haben.
Anonym
Altenpflege & Corona - 14 Tage, 14 Stunden am Stück
>>müssen die Leute erst sterben, bis reagiert wird?<<, fragt Ilka Steck im folgenden Video
https://gesundheit-soziales.verdi.de/coronavirus/++co++eaa68398-388c-11eb-b579-001a4a16012a
Siauliai: Berg der Kreuze. Legenden umwobener Ort litauischer Volksfrömmigkeit.
Bilder der Klagemauer im Garten des Heinrich-Fries-Hauses. Zum Vergrößern bitte auf das jeweilige Bild klicken.