Lesung aus dem Buch "Würde statt Verwertung in der Arbeitswelt" am 05.10.22 in Biberach
Ein Schwerpunkt des Abends lag auf der Kritik des Kapitalismus als eigentumbasiertes Ungleichheitsregime. Manfred Böhm bezog sich dabei auf den französischen Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty, der vorschlägt einen partizipativen Sozialismus zu installieren, der dauerhaftes Privateigentum in eine Art zeitliches Eigentum verwandelt. Da die heutige Eigentums- und Gesellschaftsordnung die soziale Ungleichheit damit begründet, dass es den Verlierern des ökonomischen Systems an Verdienst, Fleiß und sonstigen Tugenden fehle. Die Gewinner hebt es in den Himmel und begründet ihren Reichtum mit besonders verdienst- und wertvollem Handeln und lässt außer acht, dass deren Reichtum in der Regel nicht auf ihrer persönlichen Leistung, sondern auf leistungslosen Kapitaleinkünften aus Grundbesitz und Betriebsvermögen gründet. Dem entgegen steht der partizipative Sozialismus dessen Kern neben einer progressiven Einkommens- und Erbschaftssteuer eine ebenso progressive Eigentumsbesteuerung bildet. (entnommen aus o.g. Buch S. 52 - 54)
Die Wurzeln des partizipativen Sozialismus liegen in der Bibel im Buch Levitikus (Kap. 25, Vers 23) begründet. Gott allein ist der Eigentümer des Landes und er überlässt es den Menschen nur als nutzbaren Besitz. "Das Land ist eine Gabe Gottes und als solches kann es nicht zum ausschließenden Eigentum eines Menschen werden, wodurch anderen Menschen der Zugang zu ihrem Menschsein versagt bleibt." (o. g. Buch S. 56) Diese Bibelstelle ist der Quellcode der Kritik an der bürgerlichen Eigentumsordnung. Der Eigentumsvorbehalt Gottes ermöglicht allen Menschen Teilhabe. Im Sinne eines gemeinsamen Eigentums sollen die Güter der Erde allen Menschen zur Verfügung stehen.
Zum Abschluss lass der Autor noch einige seiner Gedichte, die er als politische Gebrauchslyrik bezeichnet:
Weltwirtschaftsforum
Man ist besorgt. Drum scharenweise versammeln sie sich in Davos, besprechen dort nach langer Reise die Lage gänzlich schonungslos.
Es steckt die Welt in tiefen Krisen. Das Klima etwa - viel zu warm! Und außerdem scheint es bewiesen, dass manche reich und viele arm!
Sie diskutieren in den Foren, wie wohl zu retten das System, und ignorieren unverfroren sich selber als das Grundproblem.
Die Lösung wär: Sich selbst enteignen, der Mehrheit, die nichts hat, zum Gruß. Ein Anfang wär, was nicht zu leugnen, sie liefen alle heim zu Fuß."
Ganz herzlichen Dank den Kooperationspartnern:
- Kath. Erwachsenenbildung Dekanate Biberach und Saulgau e. V.
- Runder Tisch Erwachsenenbildung Biberach
- Kath. Arbeitnehmerbewegung (KAB) Biberach - Oberschwaben
für die gemeinsame Organisation und Bewerbung des Abends.
Die ver.di-Initiative Gute Arbeit macht sich seit 2007 für Gute Arbeit stark.
Ein Fokus liegt darauf, beteiligungsorientierte Gute Arbeit Prozesse in Betrieben und Verwaltungen gemeinsam mit gewerkschaftlichen und Mitbestimmungs-Akteur/innen auf den Weg zu bringen und zu unterstützen.
Ob moderne Sklaverei oder mieseste Arbeitsbedingungen, in vielenLändern haben die Arbeitnehmer*innen nur sehr geringe Chancen ihre Löhne und Arbeitsbedingungen zu verhandeln. Kritische und aktive Beschäftigte, die für ihre Rechte kämpfen, werden mit Haftstrafen eingeschüchtert. Die Grundrechte sind stark eingeschränkt.
This year’s World Day for Decent Work, 7 October, is dedicated to ensuring wage justice for all workers.
Prices for energy, food and other essentials are spiraling to levels that are sending millions of working people into poverty, while they are being told by some governments, economists and central bankers that raising wages to enable them to withstand inflation is not acceptable.