Gedenktag 09. November
Der 09. November 1918 gilt als Geburtsstunde der ersten deutschen Demokratie.
1914 hat Deutschland den Ersten Weltkrieg begonnen. Im September 1918 forderten die Siegermächte Frankreich, Großbritannien, die USA und Italien den Rücktritt des deutschen Kaisers, um einem Waffenstillstand zuzustimmen. In Berlin wurde am 09. Nov. 1918 vom SPD-Politiker Philipp Scheidemann die „Deutsche Republik“ ausgerufen. Nach fast 50 Jahren wechselte die Staatsform von einer Monarchie zur Demokratie.
Friedrich Ebert, SPD, wurde zum neuen Reichskanzler ernannt.
Der Biberacher Reichstagsabgeordnete, Matthias Erzberger, unterzeichnete am 11. Nov. 2018 als erster das Waffenstillstandsabkommen in Compiègne.
In Weimar tagte 1919 zum ersten Mal die Deutsche Nationalversammlung und erarbeitete eine neue demokratische Verfassung. Daher nennt man die erste Demokratie auch "Weimarer Republik". Deutschland war nun ein demokratischer Bundesstaat mit einem vom Volk gewählten Parlament. Auch die Frauen durften wählen! Von Anfang an hatte die Weimarer Republik viele Gegner in der Bevölkerung, die der Monarchie nachtrauerten. Radikale Gruppen, von Kommunisten und Nationalsozialisten, die sich gegenseitig bekämpften, schwächten den Staat und ebneten der nationalsozialistischen Diktatur den Boden. Mit der Machtübernahme Adolf Hitlers 1933 brach die Weimarer Republik zusammen und die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur
Außerdem erinnern wir am 09. November an die Reichspogromnacht.
Mit den Gewaltaktionen in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 begann im nationalsozialistischen Deutschland die systematische Verfolgung und Vernichtung der Juden. Jüdische Geschäfte wurden geplündert und zerstört, Synagogen wurden niedergebrannt. Auch im Kreis Biberach mit den großen jüdischen Gemeinden Laupheim und Bad Buchau brannten die Synagogen.
In Bad Buchau war die starke Ochsenhausener SA aktiv. Sie verprügelten Juden und verwüsteten deren Wohnungen, Menschen wurden verhaftet und verschleppt. Die Synagoge wurde jedoch erst kurze Zeit später von der Ulmer SA endgültig „abgefackelt“.
Die Polizei griff nicht ein, kaum jemand half den jüdischen Mitbürgern, die bisher an ihren Wohnorten in einem nachbarschaftlichen Verhältnis zur Bevölkerung lebten. Sie waren nun schutzlos der Willkür des Staates und dessen Bewohnern ausgeliefert.
In Laupheim war es die Ulmer SA, die die Synagoge in Brand steckte.
Nur wenige Laupheimer waren Mittäter.
Die Juden in Laupheim waren gute Steuerzahler, sie waren im Ort angesehen und integriert. Nun wurden sie diffamiert und verfolgt.
Dr. Antje Köhlerschmidt schreibt im Gedenkbuch „Die jüdische Gemeinde Laupheim und ihre Zerstörung“: „Als in den frühen Morgenstunden des 10. November 1938 in Laupheim die Synagoge brannte, gehörten Emil und Julius Kahn zu den jüdischen Männern, die von der SA aus dem Haus geholt worden waren und gezwungen wurden, das Niederbrennen ihres Gotteshauses anzusehen. Laut Augenzeugen schikanierten die SA-Leute sie dort und später in der Schranne mit diversen Übungen, bevor sie ins Amtsgefängnis von Laupheim gebracht wurden. Tags darauf kamen 17 Männer ins Konzentrationslager Dachau, wo Sigmund M. Laupheimer zu Tode geprügelt wurde.“
Das Kaufhaus Einstein wurde arisiert. Max und Fanny Einstein hatten das Glück zu überleben. Sie emigrierten in die Schweiz. Das Geld des unter Wert verkauften arisierten Geschäfts durften sie aber nicht mitnehmen.
Autor Benedikt Kellerer (Vorstandsmitglied Bündnis für Demokratie und Toleranz)