5 vor 12. Der Arbeitgeber stellt uns die Stühle vor die Tür

„5 vor 12 Der Arbeitgeber stellt uns die Stühle vor die Tür“

So lautet das Motto der Aktion am 16.06.2020, die die Beschäftigten des Unternehmens, die IG Metall sowie der Betriebsrat des Automobilzulieferers Bosch Automitive Steering kreativ umgesetzt haben.

Es nieselt leicht, der Himmel ist wolkenverhangen im Schießtal in Schwäbisch Gmünd. Auf der Zufahrt der Bosch AS stellen die Aktionäre gemeinsam, ohne viel Aufsehen, Stühle in mehreren Reihen auf. Derweil zwängen sich fast im Minutentakt große LKWs an den Stuhlreihen vorbei um ihre Ladung im Werk abzuliefern. Man denkt an Vorbereitungen für ein großes Konzert. Mehrere Transporter bringen Stühle herbei, schnell werden sie abgeladen und aufgestellt, weitergereicht. Hand in Hand.

Über allem herrscht eine merkwürdige Stille.

1000 Stühle.

Eine Großveranstaltung? Nein. Die Stühle bleiben leer, wie ein stummer Appell. Sie sind Sinnbild für die 1000 Mitarbeiter die bis 2022 entlassen werden sollen. Ihnen sollen bis 2026 weitere 1100 folgen, so Andrea Sicker, seit April 2020 Erste Bevollmächtigte der IG Metall.

2100 Arbeitsplätze. 2100 Kollegen, Menschen, Familien. Schon 15 Mal haben sich Arbeitgeber und Vertreter der Arbeitnehmer getroffen, ein Ergebnis ist nicht abzusehen. „Die Pläne der Bosch AS bedeuten eine Katastrophe für die Beschäftigten, deren Familien sowie die ganze Region, sagt Roland Hamm, Gewerkschaftssekretär der IG Metall.

2015 lag die Zahl der Mitarbeiter bei 6000. Die Hoffnungen waren groß als Bosch das Unternehmen übernahm. Aktuell sind es noch 4600 Beschäftigte, die bis 2026 auf 2550 eingespart werden sollen. „Es ist eine Sauerei!“ (Hamm)

Die Arbeitnehmervertreter haben Bosch einen Forderungskatalog, bestehend aus 4 Säulen vorgelegt: Beschäftigungssicherung, Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen, neue innovative Produkte sowie Qualifizierungen. So Allessandro Lieb, Betriebsratsvorsitzender. Es werde nicht bei der dieser einen ersten Aktion bleiben versichern er und Hüseyin Ekinci, Leiter des gewerkschaftlichen Vertrauenskörpers bei Bosch AS. Es wird weitere und lautere Protestaktionen geben. Ein Autokorso mit Autokino ist geplant.

Heute aber schweigen die 1000 leeren Stühle ihr ohrenbetäubendes Schweigen.

(KT)